18. August 2004 Dank eines überragenden Stefan Kretzschmar haben Deutschlands Handballer im Eiltempo das olympische Viertelfinale erreicht.
Der Europameister bezwang Panamerikameister Brasilien trotz zwischenzeitlicher Schwächephasen 34:21 (18:12) und peilt vor den abschließenden beiden Vorrundenspielen gegen Ungarn am Freitag und den früheren Weltmeister Frankreich am Sonntag jetzt den Gruppensieg an.
„Wir wollen unbedingt Erster werden“, sagte Florian Kehrmann (Lemgo), warnt aber auch: „Das war erst der Aufgalopp, ab dem Viertelfinale beginnt das Turnier richtig.“ Für die Runde der letzten acht hatten sich zuvor bereits die ebenso wie Deutschland verlustpunktfreien Kroaten, Franzosen und Spanier qualifiziert.
Vor 3000 Zuschauern im Faliro Pavillion besiegelten Kretzschmar (7 Tore/Magdeburg) und Daniel Stephan (7/4/Lemgo) den vierten deutschen Sieg im vierten Duell mit den Südamerikanern um den Göppinger Bundesligaspieler Bruno Souza (7).
Schwarzer sorgte für Schrecksekunde
Für eine Schrecksekunde für das bei großen Turnieren bislang extrem verletzungsgebeutelte Team von Bundestrainer Heiner Brand sorgte Kreisläufer Christian Schwarzer. Der Lemgoer knickte in der 22. Minute mit dem rechten Fuß um und mußte vom Feld geführt werden, kehrte aber ab der 45. Minute wieder zurück.
Zwei Tage nach der Galavorstellung im Duell mit Ägypten (26:14) leistete sich der Sydney-Fünfte im dritten Vorrundenspiel nach einem Blitzstart (7:2/10. Minute) Nachlässigkeiten in Angriff und Abwehr. Zwar zeigte der überraschend für den bislang überragenden Torhüter Henning Fritz (Kiel) aufgebotene Lemgoer Christian Ramota eine solide Leistung, doch bedingt durch viele überhastete Abschlüsse kam Brasilien sogar bis auf 11:13 (25.) heran.
Brand: „Wir dürfen nicht taktieren“
Erst der eingewechselte Christian Zeitz (Kiel) und Kretzschmar brachten Ruhe ins Spiel und stellten den letztlich ungefährdeten Sieg sicher. Die Gedanken gehen aber schon Richtung Viertelfinale (24. August), in dem Olympiasieger Rußland, Kroatien oder der WM-Siebte Island warten könnten. „Wir dürfen aber nicht taktieren, sondern müssen unser Ding durchziehen“, sagt Brand.
Vor allen Dingen Kretzschmar brennt darauf, das olympische Trauma von Sydney zu bewältigen. Vor vier Jahren war die DHB-Auswahl in der Runde der letzten acht an Spanien gescheitert, ausgerechnet Kretzschmar hatte Sekunden vor dem Ende nur die Latte getroffen. „Ich habe so lange gewartet, um das diesmal geradezurücken“, kündigte der Magdeburger Linksaußen an.
Die Zuversicht jedenfalls ist riesengroß. „Die anderen haben Respekt vor uns. Leistungen wie die gegen Ägypten beeindrucken die Konkurrenz“, behauptet Linkshänder Kehrmann, der ab und an schon mal vom Finale träumt und gerne an die Folgen eines möglichen ersten deutschen Olympiasieges seit 1980 denkt: „Dann gehen wir direkt in unseren Trikots zur Schlußfeier.“
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