"Geschichte einer brasilianischen Musikbewegung"
Bossa Nova - die verführerische Mischung aus brasilianischem Samba und Cool Jazz aus Rio de Janeiro erfrischte in den 60er Jahren den Jazz und die Schlagermusik. Lieder wie "The Girl from Ipanema" gehören zu den meist gespielten Songs der Welt und erleben in jüngster Zeit eine Renaissance in der Drum & Bass- und Chillout-Szene. In Momentaufnahmen wird die Geschichte der Musikbewegung nachgezeichnet, die am Ende der 50er Jahre entstand, als weiße Musiker wie António Carlos Jobim, João Gilberto, Carlos Lyra und Roberto Menescal mit dem Samba der Favelas experimentierten. Der neue Beat, den sie kreierten, drückte das Lebensgefühl einer ganzen Generation brasilianischer Jugendlicher aus und zog bald die amerikanischen Jazzmusiker in seinen Bann, allen voran Stan Getz. Bossa Nova, das war und ist ein Lebensgefühl, sehr brasilianisch und zugleich universell: das Gefühl von Aufbruch und Euphorie einer Epoche, in der Brasilien vom Anschluss an die moderne Welt träumte, zum ersten Mal die Fußball-Weltmeisterschaft gewann und im Innern des Landes die futuristische Hauptstadt Brasilia erbaute.
Mit ihren Liedern vom scheinbar ewigen Sommer Ipanemas schufen die jungen Musiker den Soundtrack dieser Zeit und machten Ipanema zum Synonym für schöne Mädchen und Liebe am Palmenstrand. Ihr weißer Samba war eine Revolte der leisen Töne und dissonanten Akkorde: die erste Jugendmusik in einem Land der Dritten Welt, kurz vor den Beatles und Bob Dylan. Und eine Weltmusik, lange bevor es diesen Begriff gab. Die Musiker interpretieren die Bossa Nova so, wie sie einst entstand, mit Gitarre und Gesang am Klavier. Die alten Songs von Jobim und den anderen Jungs von Ipanema haben nichts von ihrem Charme verloren und gewinnen in der intimen Atmosphäre, in der sie dargeboten werden, neue Kraft. 50 Jahre ist die Bossa Nova alt - man hört es ihr nicht an.
Bossa Nova - Musikdokumentation Sonntag, 29.05.2005
MDR Beginn: 22.50 Uhr Ende: 23.50 Uhr Länge: 60 Min.
VPS: 22.50
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